Straße des Friedens 23
Am 10.04.1905 stellte der bekannte Erfurter Architekt Rudolf Walther den Bauantrag für ein freistehendes Doppellandhaus. Bereits unter dem 27.06.1905 wurden die Fundamente und am 06.10.1905 der Rohbau fertig gestellt sowie die jeweilige baupolizeiliche Abnahme beantragt. Dabei war es auch für den 45jährigen Baugewerksmeister nicht einfach, auf einem derart verwinkelten Grundstück eine Villa mit üblichem Komfortanspruch zu realisieren. In Bezug auf die Bauausführung wiesen die Bauzeichnungen folgende Bemerkungen auf:
„Dach rot, Holzwerk weiß, Rauhputz grau, Giebelschalung dunkelviolett mit hellen Leisten, Erkerdach und Abfallrohr Metall grün, Erkerbrüstung blaue Fliesen, Blumenkästen eisen, bronzefarbig, Fenster feurig rot.“ |
Ein derart farbenfrohes Erscheinungsbild bietet das Objekt heute nicht mehr. Insofern wurde es modernen Ansprüchen im Hinblick auf die Farbästhetik angepasst.
In Bezug auf seine architektonische Gestaltung befindet es sich jedoch im Fertigstellungszustand von 1907.
Insoweit handelte und handelt es sich um eine Doppelhausvilla, deren westlicher Teil, die heutigen Kanzleiräume, der Baugewerksmeister bis ca. 1926 selbst bewohnte, die östliche Hälfte bewohnte sein Schwiegersohn, Herr Hermann Kaestner, seines Zeichens Lampenfabrikant.
Herr Kaestner ist 1880 in Erfurt geboren worden und führte nach dem Tod seines Vaters 1914 die im Familienbesitz befindliche Lampenfabrik in der Johannesstraße 136 mit seinen Brüdern Franz und Rudolf fort.
Besonders stolz sind wir darauf, dass die Originaleingangstüren nebst Beschlägen, als auch die einzelnen Zimmertüren sowie das Geländer im Entree im Original des Jugendstils erhalten sind. Erwähnenswert sind auch die erhaltenen Stuckdecken des ehemaligen Salons und Wohnzimmers im Erdgeschoss.
Dank des Archives des Bauamtes der Stadt Erfurt verfügen wir über zahlreiche Skizzen und Zeichnungen aus der Planungsphase des Objektes, welche im Entree im 1. OG zugänglich gemacht wurden.
Sie sind herzlich eingeladen, nicht nur zu einem virtuellen Rundgang in unseren Räumlichkeiten, sondern auch gern zu einer persönlichen Inaugenscheinnahme.
Sollten Sie weiterführendes Interesse an der historischen Bausubstanz der Stadt Erfurt, aber auch anderer Thüringer Städte besitzen, empfehlen wir zur Lektüre die hierzu erschienenen Publikationen „Villen in Weimar“ und „Villen in Erfurt“. Ein Exemplar des Bandes 3, in welchem das von uns genutzte Objekt Erwähnung findet, liegt in unseren Räumen zur Einsicht aus.